Dienstag, 29. März 2016

Ik ben terug!

Hallo ihr Lieben,

ich habe es tatsächlich zurück in die Arche geschafft. Es hat viel Überwindung gekostet und obwohl die vergangenen 6 Monate nicht gerade die Schönsten meines Lebens waren, wollte ich es noch einmal probieren. Vernünftige Gründe habe ich dafür nicht, aber Fakt ist: hier bin ich wieder und ich kann euch schon gleich von einer niederländischen Kuriosität berichten. Aber dazu komme ich etwas später in dem neuen Eintrag.

Es war tatsächlich nicht nur schwer, sondern auch schön zurück zu kommen, weil sich durchaus einige Menschen gefreut haben, besonders aber meine Huisgenoten. Felix, Sophia und Matteo haben mir super süße Bilder gemalt und die habe ich an meiner Tür geklebt vorgefunden, als ich zurück kam.
Tatsächlich habe ich in den vergangen Monaten zu Matteo eine sehr schöne Bindung aufgebaut. Ich habe echt gemerkt, dass es mit besseren Niederländisch-Kenntnissen definitiv einfacherer ist, mit ihm eine Beziehung aufzubauen, da unsere Begegnungen hauptsächlich auf dem Reden miteinander basieren. Wir machen ganz oft "afspraaken" (Termine) miteinander, wo wir entweder zusammen joggen gehen, oder neue Termine machen, oder über Israel (weil ich mit Janka, Melinda und einer weiteren Freundin aus Amsterdam im Januar die Freiwilligen in Israel besucht habe), Deutschland, Harry Potter oder sonstige Themen, die ihn gerade interessieren, reden. Matteo selbst sind diese Afspraaken sehr wichtig, weil er sich selbst dann wichtig fühlt, aber gleichzeitig auch, weil er merkt, dass da jemand ist, der sich Zeit für ihn nimmt, um ihm Dinge zu erklären oder irgendwas mit ihm zu besprechen. Ich finde es schön, ihm das Gefühl zu geben, dass es jemanden gibt, der sich für ihn interessiert. Besonders, weil hier alle immer so beschäftigt sind und die meiste Aufmerksamkeit auf Felix und Lisa liegt, weil die zwei einfach wissen, wie sie sich die Aufmerksamkeit nehmen können und ihre Wege haben, um diese auch auf jeden Fall zu bekommen. Klar, Matteo hat auch seine Wege, aber er ist leider nicht so "Erfolgreich", wie das mit den anderen beiden der Fall ist. Gleichzeitig merke ich, wie er mir immer mehr vertraut und sich mir in letzter Zeit immer mal wieder anvertraut. Denn eigentlich ist Matteo jemand, der allem und jedem gefallen möchte und sich nie über etwas beklagen würde, aber manchmal, ganz selten, hat er Momente, in dem er seine wahren Gefühle doch zeigt und doch mal sagt, wie es ihm tatsächlich geht und was er tatsächlich denkt.

Kurzer Bericht zu meinen Huisgenoten, wirklich viel gearbeitet habe ich noch nicht, weil ich die Woche über noch Freunde da hatte und dementsprechend auch noch ein paar Tage frei hatte. Sie waren auch bei dem Abschiedsfest meiner Mentorin und coolsten Kollegin dabei (echt schade, dass sie jetzt nicht mehr hier ist) und es war sehr beeindruckend, wie mein Patenkind von 7 Jahren auf die Menschen mit Behinderung reagiert hatte. Nach anfänglicher Schüchternheit, weil alles neu und fremd war und er niemanden kannte (es waren schon einige Menschen da), war er total offen und hatte keinerlei Berührungsängste. Natürlich hat er -wie eben jedes Kind- viele Fragen gestellt, aber er hatte im Umgang mit den Huisgenoten absolut kein Problem. Das ist das tolle an Kindern, sie haben eine so andere Sicht auf die Welt, als wir als Erwachsene. Und meistens verurteilen sie einen genauso wenig, wie es die Menschen mit Behinderung tuen würden. Eine der Fragen von meinem Patenkind bezog sich darauf, dass Felix mir, als er mich wieder gesehen hat zur Begrüßung 10 Küsschen gegeben hat und dann ganz oft erzählte, er habe mir zur Begrüßung 8 Küsschen gegeben hat. Mein Patenkind wollte wissen, warum er sagte, dass es 8 Küsschen waren, wo es doch in wirlichkeit 10 waren. Ich erklärte ihm, dass Felix körperlich zwar ein 73 jähriger Mann war, im Kopf aber erst etwa 4 Jahre alt war und deshalb nicht verstehen würde, dass es mehr als 8 Küsschen waren. Die Antwort meines Patenkindes daraufhin fand ich ziemlich cool: "Coooool, dann lebt Felix ja noch ganz schön lange!". Allgemein war er ein sehr großer Fan von Felix und wollte immer wieder zu ihm gehen und Hallo sagen oder irgendwas mit ihm reden.

Donnerstag letzter Woche waren wir zusammen im Schwimmbad in Den Haag. Und nun folgt die holländische Kuriosität: Mein Patenkind ist 7 Jahre alt, schwimmt seit mindestens 3 Jahren ohne Schwimmflügel im Schwimmbad und im Meer und er hat das Seepferdchen. Dennoch erlaubt ihm der niederländische Gesetzgeber -und dementsprechend auch die niederländischen Bademeister- nicht, ohne Schwimmflügel ins Wasser zu gehen. Warum? Weil er kein niederländisches Schwimmdiplom hat. Wir haben echt alles probiert, dass er nicht mit Schwimmflügeln ins Wasser muss, aber keine Chance! Gesetz ist Gesetz. Nicht einmal ins Babybecken durfte er ohne Schwimmflügel, weil er ja ins "Große" Becken (1,20 m tief) rennen könnte und in Panik geraten könnte und dann ertrinken könnte *lach*. Deshalb: Schwimmflügelpflicht für 7 jährige Jungen ohne Schwimmdiplom. Tauchen war auch nicht erlaubt.Für niemanden. Zu gefährlich. Wir durften ihn auch keine 10 Sekunden aus den Augen lassen, ohne dass der Bademeister uns ermahnt hat, er könnte ja trotz seiner 7 Jahren und Schwimmflügeln unter gehen. In einem der Becken war ein Strudel, natürlich war dann in dem Becken selbst eine Trennwand, ganz normal, wie man das im Schwimmbad eben so kennt, da durfte man aber auch nicht drüber klettern. Regeln und Sicherheit schön und gut und klar anderes Land, andere Sitten, aber ich habe mich dann doch echt fragen müssen, ob niederländische Kinder in Schwimmbädern überhaupt Spaß haben dürfen und wie sie dann schlussendlich Spaß haben, wenn sie kaum etwas machen dürfen und kaum Freiheiten haben. Ich fand es schon krass, dass man in einem normalen Schwimmbad nicht einmal tauchen durfte!
Noch ironischer werden all diese Schwimmregeln, wenn man bedenkt, dass niederländische Kinder -egal welchen Alters- auf dem Fahrrad nie einen Helm tragen müssen. Da werden Babys und Kleinkinder ohne Helm auf dem Fahrrad transportiert, das ist kein Problem, aber schwimmen ohne Schimmflügel und mit dem Kopf unters Wasser tauchen... DAS geht gar nicht!

Immerhin habe ich an dem Tag ein weiteres Wort meinem niederländischen Wortschatz hinzufügen können. Schwimmflügel auf niederländisch heißt "zwemmvlinders" und wörtlich übersetzt heißt das "Schwimmschmetterlinge". Mal wieder ein sehr süßes Wort, das mir da über den Weg gelaufen ist (=


Mein Patenkind nannte es "Klippenspringen" in Scheveningen :D


So das war's dann für heute. Ich melde mich spätestens in einem Monat wieder.

Groetjes,

Sarah



PS.: der Blogeintrag ist nicht absolut als Angriff gegenüber des niederländischen Systems zu sehen, man wird hier seine Gründe haben, es wundert mich lediglich, weil ich es als Deutsche anders kenne und anders gewohnt bin