Dienstag, 2. August 2016

The End

Seit zwei Wochen bin ich nun wieder zurück zu Hause und ich habe euch noch einen letzten Blogeintrag versprochen. Hier ist er also. Allerdings doch ein bisschen anders, als anfangs geplant. Denn zurück in Deutschland möchte ich noch ein paar mehr Unterschiede zwischen den Niederlanden und Deutschland aufgreifen, die mir in den letzten Woche aufgefallen sind.


Was ich euch auf jeden Fall erzählen wollte ist, dass ich während meiner Zeit in den Niederlanden immer wieder das Gefühl hatte, dass die Niederländer mehr Kreativität als die Deutschen zeigen.
Kleischuur in Gouda
Zum Beispiel wenn es um Cafés geht. Ich hab in den Niederlanden in so vielen schöne Cafés oder auch Restaurants gesessen, die alle ihren eigenen individuellen Flair hatten. Ich war von vielen dieser Orte sehr beeindruckt, weil sie mit viel Liebe errichtet wurden und jeder hatte so sein eigenes unverwechselbares Konzept. Zum Beispiel (Achtung, es folgen Geheimtipps) gab es in Gouda den „Kleischuur“, die „Chocoladefabriek“, die „Koffiefabriek“ oder das „Juuls“. Wobei der „Kleischuur“ eine alte Scheune ist, die relativ versteckt liegt und von außen auch nicht wirklich einladend wirkt. Von innen allerdings, ist die Scheune wunderschön ausgebaut, total gemütlich und hat eine riesige Glasfront, die direkt auf eine Gracht zeigt. Man kann auch draußen sitzen und einen lekkeren Chai Latte (die haben den Besten!), eine heiße Schokolade aus richtiger Schokolade oder den lekkersten vegetarischen Burger weit und breit genießen. Die „Chocoladefabriek“ ist ein sehr süßes Café inmitten der Goudsen Bibliothek, einfach super mit Büchern um sich herum einen Tee zu trinken oder verrückten grünen Kuchen mit Geheimzutaten zu essen. 
Das besondere an der „Koffiefabriek“ ist, dass man sich in eine Sitzecke mit fancy Sofas an einen Couchtisch setzen kann und in den Schubladen des Couchtischs befinden sich jede Menge Gesellschaftsspiele. Coole Idee, vor allem in Zeiten des „HeadDown“ - Virus'.
Beim Juuls handelt es sich, wie sicher schon erwähnt um ein Lunchcafé, in dem Menschen mit Behinderung arbeiten. Aber auch dieser Ort ist total liebevoll und mit ganz eigenem Konzept gebaut. In Nijmegen sind wir an einem super coolen Café vorbei gelaufen, in dem jede Menge Bücherregale mit Büchern standen. Man konnte sich dort also einfach zum Lesen ins Café setzen und musste nicht einmal ein Buch mitbringen. Auch eine sehr individuelle und kreative Sache. Weiterhin habe ich in Rotterdam und Nijmegen ein „Pannenkoekenboot“ gesehen. Wie cool (und unglaublich unnötig touristisch) ist das denn! Pfannkuchen essen und gleichzeitig eine Rundfahrt auf dem Wasser! Cafés / Restaurants auf dem Wasser (gab's eigentlich in fast jeder Stadt) finde ich sowieso total super!

Es sind aber nicht nur die Cafés / Restaurant, die so einzigartig sind. Auch viele Geschäfte sind so. Besonders in Nijmegen und Utrecht bin ich über tolle einzigartige „Winkels“ (Läden/ Geschäfte) gestoßen. Zum Beispiel konnte man in Utrecht in einem Winkel massenweise Gesellschaftsspiele kaufen, der Laden war aber durch Regale, die nicht gerade, sondern schief aufeinander standen total cool ein eigerichtet bzw aufgebaut. Das sah einfach richtig gut aus. Ein weiterer Laden, über den ich in Utrecht gestolpert bin, war ein Schmuckgeschäft. Kein herkömmliches, sondern eines, in dem man vor Ort Ketten, Armbänder uvm direkt selbst machen konnte. Dabei waren Millionen kleine Perlen in verschiedene alte Schubladen einsortiert. In Nijmegen gab es ein Geschäft, das sich komplett auf die Farbe Türkis konzentriert hat. Das war schon von außen total türkis. Außerdem haben wir in Den Haag den wahrscheinlichst coolsten Buchladen überhaupt gefunden. Er konzentriert sich voll und ganz auf das Thema „Reisen“ und der Inhaber hat jedes Buch, das er in seinem Laden verkauft auch selbst gelesen. Er ist total freundlich und auch er hat ein schönes Konzept hinter seinem „winkeltje“. Als ich dort ein Geburtstagsgeschenk (für jemanden, der die Tage noch Geburtstag hat) gekauft habe, hat er es in braunes Geschenkpapier verpackt, ein Döschen mit verschiedensten Briefmarken geöffnet, eine Briefmarke auf das Geschenk geklebt und dann noch den (Post-) Stempel seines Buchladen auf das „Paket“ gedrückt. Anschließend band er noch eine braune Kordel herum und fertig war das Buchpaket versendet aus den USA in einem alten Film.

Ich habe in Deutschland bisher kaum Geschäfte oder Cafés gefunden, die so einzigartig und durchdacht, so kreativ umgesetzt und so wunderbar waren wie jene in den Niederlanden. Allerdings habe ich mir vorgenommen, da mehr drauf zu achten, denn vielleicht habe ich ja auch nur einen getrübten Blick, weil ich hier immer bin und nicht auf solch besondere Dinge achte. Aber wenn ich versuche, mir alles hier in Erinnerung zu rufen, dann sind besondere Cafés höchstens mal moderner als andere eingerichtet. Das war's dann auch.

"Kinder, die Springen werden an den
Zirkus verkauft." (Chocoladefabriek)
Was in den Niederlanden aber ganz sicher anders ist, ist die Tatsache, dass es dort noch viele kleine Geschäfte in Fußgängerzonen gibt. Utrecht und Nijmegen (sind gerade wohl meine Vorzeigebeispiele) sind voll von kleinen Einzelgeschäften, selbst in Amsterdam gibt es viele kleine Geschäfte, in Den Haag vielleicht weniger, Den Haag ist aber auch nicht gerade eine Stadt, in die kleine Dinge passen würden, aber auch hier gibt es immerhin eine Fußgängerzone mit Geschäften in der Innenstadt. Vor allem bei mir in der Stadt, aber auch in anderen Städten im Umkreis, sterben viele Geschäfte in den kleinen Sträßchen aus und werden durch riesige Einkaufszentren ersetzt, in denen meistens irgendwelche Ketten ihr Unwesen treiben und alles und jeden vertreiben. Ich finde es richtig traurig, immer wieder zu sehen, dass Menschen doch noch einmal versuchen, ein neues Geschäft in der Fußgängerzone der Innenstadt zu eröffnen, aber doch immer wieder dran scheitern. Außerdem fürchte ich um meinen Lieblings-Sushi Laden, weil er eben genau an diesem Ort steht und auch um diesen wundervollen Schreibwarenladen, in dem ich all meine Malsachen kaufen kann, der aber nie wirklich gut besucht aussieht. Ich weiß nicht, wie es den Menschen in den Niederlanden geht und ich bin mir sicher, das so manche kleine Geschäfte auch von irgendwelchen Ketten vertrieben werden, dennoch bin ich sicher, dass es noch nicht so schlimm ist, wie in Deutschland.

Eine Sache, die mir erst aufgefallen ist, als ich wieder zurück kam war, dass „Online-Shopping“ auch zum Problem „kleine Geschäfte verschwinden“ beitragen. In den Niederlanden kann man auf Amazon anscheinend nur Ebooks kaufen. Anfangs hat mich das verwirrt, ich wunderte mich, wo die Niederländer all ihre Dinge her bekamen (ich habe nie exzessiv im Internet eingekauft, aber ab und an ist ein Buch, eine DVD oder ein Handy im Internet dann doch günstiger, als im Laden), inzwischen weiß ich, dass sie zwar auch teilweise im Internet bestellen, aber ich bin mir sicher, dass das noch nicht so extrem ist, wie bei uns. Und ich wünsche ihnen, dass es sich nicht so entwickelt, wie bei uns. Dass sie die kleinen Geschäfte und die Einzigartigkeit ihrer Cafés und damit auch die „gezelligheid“ noch lange behalten.

„Wo anders ist es immer besser.“ Wir Menschen sind einfach nie zufrieden. Irgendwie liegt es in unserer Natur, Mängel aufzudecken und zu benennen. Ich werde jetzt nicht davon sterben, dass weder die Niederlande, noch Deutschland perfekt sind, dennoch ist es komisch, was einem so auffällt, wenn man so lange weg war. In den Niederlanden habe ich immer die Natur, wilde Tiere, Hügel und (Wein-) Berge und generell unsere Landschaft vermisst. Auch wenn die Niederlande wunderschön sind, war ich es doch nicht gewohnt, bei jeder Zugfahrt ewig weit in die Ferne schauen zu können. Jetzt fehlt mir das Wasser und der See um die Ecke. Deutsches Brot, Brezeln, Knödel, ordentliche Bratwurst, Flammkuchen, wie habe ich es vermisst, als ich noch in den Niederlanden gewohnt habe. Und jetzt? Wo sind meine Pfannkuchen / Pfannkuchenrestaurants, Sirup für über die Pfannkuchen, frischer Orangensaft aus dem Supermarkt (so richtig guten, frisch gepressten O-Saft, für den ich auch gerne mal etwas mehr gezahlt habe, habe ich bisher in keinem deutschen Supermarkt gefunden) oder der Joghurt aus dem Tetrapack?

Pfannkuchen in der
Reeuwijksen Hout
Auch wenn es mich immer genervt hat, dass ich so oft etwas bestimmtes gesucht habe (z. B. Lamy Tintenpatronen) und nicht wusste, wo ich es kaufen kann, vermisse ich die niederländischen Geschäfte. Auch fehlen mir die freundlichen Menschen, die dir einfach immer -egal, wie weit weg du noch bist- die Tür aufhalten. Wie sehr habe ich mir dort einen günstigen deutschen Supermarkt gewünscht. Ein Supermarkt, in dem ich auch genau weiß, dass der Milchreis nicht „Dessert rijst“ heißt und dann doch plötzlich eine andere Konsistenz hat, dass ich gerade die richtige „Salsa“ für den Takko-Salat kaufe und in dem ich „Funny Frisch Ungarisch“-Chips finde.
Und jetzt? Jetzt wünsche ich mir einen Albert Hijn, in dem man zuschauen kann, wie das Sushi frisch gemacht wird und anschließend im Kühlregal steht, in dem die Reismilch irgendwie besser schmeckt, in dem man sich einen frischen O-Saft selbst pressen kann, oder diesen ebenfalls frischen leckeren Apfel, Himbeere Saft aus dem Kühlregal kaufen kann. Für etwas mehr Geld, aber die Qualität ist es mir dann wert.

Aber am aller schlimmsten ist unsere Infrastruktur. In den Niederlanden gibt es super Fahrradwege, perfekt ausgebaute Straßen und Autobahnen und vergleichsweise günstige Zugangebote. Die Züge fuhren oft, auch die Busse in kleinen Käffern fuhren oft genug und man kam einfach von a nach b.
Die deutsche Bahn ist abnormal teuer, wenn man nicht gerade das Glück hat, als Schüler oder Student ein Maxx- oder Semesterticket zu besitzen. Auf Straßen und Autobahnen sind permanent Baustellen und trotzdem noch immer überall Schlaglöcher. Fahrradwege sind meistens holprige Feldwege.

Aber nochmal zurück zu den Supermärkten. Aldi hat sich während ich weg war ja total verändert. Sie haben damit schon angefangen, bevor ich ging, allerdings haben sie sich in den letzten 11 Monaten dann doch noch einiges dazu einfallen lassen. Man muss ja wettbewerbsfähig bleiben. Nicht nur, dass man bei Aldi jetzt einige Markenartikel kaufen kann, bei meinem letzten Einkauf viel mir auf, dass man dort inzwischen sogar sein Handyguthaben für andere Anbieter (Lebara, Lyca, etc), als nur Medion Mobile aufladen kann. Es war ja schon ein großer Schritt, dass ALDI plötzlich Marken verkauft, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie auch noch Guthaben für andere Prepaidanbieter verkaufen würden. Was sie natürlich sehr clever gemacht haben sind die kleinen Orangensaft Trinkpäckchen, sowie die einzelnen Schokoriegel etc, die sich mittlerweile direkt an der Kasse befinden. Dass man auch noch schön auf die Idee kommt, man habe plötzlich durst und brauche jetzt unbedingt so einen kleinen Orangensaft. Er ist ja auch überhaupt nicht teuer. Clever, clever.

Okay, Deutschland ist schön und die Niederlande sind schön und ich würde am liebsten ein Leben in beiden Ländern führen, aber ich habe nach diesem Jahr auf jeden Fall das Gefühl, dass die Niederländer bewusster leben, als wir es tun.

Auf jeden Fall war es spannend, eine oberflächlich so ähnliche, aber tiefer gelegen so andere Kultur, die in unserer Nachbarschaft liegt, fast ein Jahr lang kennen zu lernen. Auch wenn das super kitschig klingt, bin ich sicher, dass die Niederlande immer ein Teil von mir bleiben wird, dass ich noch oft zurückkehren werde und auch einiges mit in mein deutsches zu Hause nehme.

Trotz all der schlechten Geschehnisse der vergangenen 11 Monate bin ich froh, den Friedensdienst gemacht zu haben und viel gelernt zu haben.


Nijmegen


Das war's dann. Ciao Leute und danke für's lesen!


Freitag, 15. Juli 2016

Afscheid nemen


Es ist Zeit Abschied zu nehmen. Auch wenn das Jahr nicht so schön war, wie ich es mir vorgestellt habe, war es doch eine unglaubliche Erfahrung. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben ohne meine Eltern gelebt und war für längere Zeit allein im Ausland. Ich hatte hier die Chance, wundervolle Leute kennen zu lernen und gute Freundschaften zu schließen. Ich habe mich super mit meiner Mitbewohnerin und meinen Mitfreiwilligen verstanden und ich vermisse sie jetzt schon. Auch einige meiner Kollegen sind mir sehr ans Herz gewachsen. Meine Huisgenoten sind für mich inzwischen wie Geschwister auch wenn das bedeutet, dass mein "Bruder" 73 jahte alt ist. Es war eine schöne Erfahrung mit ihnen zusammen zu wohnen und jemanden bei sich zu haben, der sich wirklich jeden Tag aufs Neue freut, mich zu sehen und das auch immer wieder gerne ausdrückt.
Ich habe mir hier eine Art zweites Leben in den Niederlanden aufgebaut. Dazu zählen all die Bekanntschaften, die ich gemacht habe, mein Zimmer, das ich mir eingerichtet habe und die Stadt, in der ich mich auskenne und zu Hause fühle. Auch die Sprache ist ein Teil meines Lebens, das ich mir hier erarbeitet habe.
Manche dieser Dinge kamen von allein, für vieles musste ich kämpfen, fakt ist: ich werde mein Leben hier -so schwer es auch war- vermissen. Es ist viel schwieriger jetzt nach Hause zu gehen, als es damals war, Deutschland zu verlassen. Denn damals wusste ich, ich würde auf jeden Fall zurück kommen. Wenn ich Gouda jetzt verlasse werde ich nicht mehr zurück kommen, um hier noch einmal zu wohnen. Ich werde vielleicht zu Besuch kommen, aber das ist nicht das Gleiche. Es ist schwer zu gehen, aber früher oder später hätte ich sowieso gehen müssen.

Ich werde demnächst noch etwas über die Niederländer schreiben, das war also nicht der letzte Eintrag.


It's time to go

Liebe Blog-Leser,

hiermit möchte ich euch mitteilen, dass ich beschlossen habe, das Jahr hier in Gouda ein wenig früher zu beenden. Hier herrschen unmenschliche Zustände, die eine Zumutung für jeden Freiwilligen sind. Mit ASF ist alles abgesprochen, sie befürworten meine Entscheidung. Genaueres werde ich in meinem Projektbericht erläutern.

Am Montag fahre ich nach Hause, allerdings folgen noch mindestens zwei weitere Blogeinträge ;)

Mittwoch, 22. Juni 2016

Wenn ein Rucksack an der Flagge hängt

Buonasera!

Hier bin ich wieder. Italien war super! Solltet ihr jemals nach Venedig kommen, ist ein Ausflug nach Burano auf jeden Fall etwas, das ihr auf gar keinen Fall verpassen dürft. Es ist einer der schönsten Orte, die ich jemals besucht habe.

Das Erdbeereis in Verona auf dem Piazza dei Signori ist außerdem neben dem einen, das ich damals in Bologna gegessen habe, das beste Erdbeereis, das ich jemals probiert habe. Es schmeckt zu 100 % nach Erdbeeren und nicht nach irgendeinem Versuch, durch billige Chemie den Geschmack von Erdbeeren zu imitieren. Eigentlich mag ich kein Erdbeereis, aber in Italien mache ich da eine große Ausnahme.

Das kurz zu unserem Trip nach Italien. Seid ich wieder zurück in den Niederlanden bin, ist mir an mehreren Häusern in verschiedenen Straßen folgendes Bild zu Augen gekommen:




Ja, da hängt tatsächlich ein (Schul-)Rucksack an einer niederländischen Flagge. Auch, wenn es regnet. Ich hab natürlich nachgefragt und habe erfahren, dass man hier, wenn man sein "Endexamen" bestanden hat, seine Schultasche an die Flagge hängt, um die tolle Neuigkeit zu verkünden. Meiner Meinung nach ein sehr cooler Brauch. Passt irgendwo auch zu den Niederländern, weil sie sehr oft irgendwelche Neuigkeiten auf solch eine Art und Weise verkünden. Wenn zum Beispiel ein Kind geboren ist, man Geburtstag hat oder Oma und Opa geworden ist, dann wird das komplette Riesenfenster geschmückt, um die Neuigkeit zu verkünden. Noch interessanter ist, dass es hier auch Postkarten zu allen möglichen Anlässen zu kaufen gibt. Okay, dass man zum Baby oder Geburtstag gratuliert ist normal. Aber ich hab damals keine Karte bekommen, als ich mein Seepferdchen gemacht habe oder als meine Katze gestorben ist. Für Umzüge bzw neue Häuser, Abschiede und den Führerschein, sowie das Endexamen gibt es hier echt eine riesen Auswahl an Karten zu kaufen.
Ich weiß nicht, wie sehr es gefeiert wird, wenn man sein Seepferdchen gemacht hat (wobei das Seepferdchen, oder auch "Schwimmdiplom" hier echt ne viel größere Sache ist, als bei uns), aber es ist durchaus süß, dafür eine Karte zu bekommen.

Ciao :)


Mittwoch, 8. Juni 2016

Musik, 1, 2, 3, 4

Letzte Woche beim Schwimmen hat der Bademeister im Schwimmbad plötzlich einen Song abgespielt, der sich als die niederländische Version von Andrea Bergs "Du hast mich 1000 mal belogen" entpuppte. Falls ihr euch das antun möchtet und es euch interessiert, wie ein deutscher Schlager in einer anderen Sprache klingt: im Niederländischen heißt der Song "Je hebt me 1000 maal belogen" und wird von Laura Lynn gesungen. Viel Spaß beim googeln ;) 

Für alle Leute, die nicht gerade Fan von Schlagern sind, habe ich ganz am Anfang meines Jahres hier auch eine niederländische Version von Tim Bendzkos "Nur noch kurz die Welt retten" gehört. 







Ich bin jetzt erst einmal für eine Woche in Urlaub und ganz froh hier mal raus zu kommen. Bis zum nächsten mal mit vielleicht ein paar Geschichten aus Italien. 

Sonntag, 29. Mai 2016

FÜNPOP

Halli hallo hallöchen!

Heute war ein wirklich cooler Tag!
Wir waren zusammen mit Sophia, Matteo, Janka, Fiona und Dana (Assistenten aus Manna), Alicia und Timo (Manna-Huisgenoten) und Bernd (ein Ateljee Makker) auf einem Musikfestival für Menschen mit Behinderung. Es hieß Funpop (auf holländisch fÜnpop) und war in irgendeinem Ort namens "Horst". Laut den Holländern war das im "Süden" deshalb war es auch den ganzen Tag warm und Sonnig. Eigentlich waren Sturm, Hagel  und Gewitter gemeldet, aber wir haben in unseren langen Hosen und Pullover gut geschwitzt.
Es gab eine große Bühne mit Programm von verschiedenen Künstlern. Keine Ahnung, wie die ersten zwei Bands hießen, die da waren, ich fand sie auch nich so besonders. Wir standen aber durchaus vor der Bühne und haben alle zusammen getanzt :) nachdem wir uns für eine Pause in den Schatten gesetzt haben, sind wir für "The Kik" wieder auf den Platz vor der Bühne gegangen. Diese Band war ziemlich cool. Die Musik war etwas peppiger, da hat das Tanzen auch mehr Spaß gemacht. Sophia hatte leider keine lust mehr zu tanzen, Matteo hatte noch keine Lust zu tanzen, er sagte er könne nicht tanzen (beim Zähneputzen sieht das aber ganz anders aus). Alicia war die ganze Zeit super drauf und hat wirklich den ganzen Tag lang getanzt un gelacht :)
Es folgte eine weitere Pause im Schatten. Nachdem wir alle ausgeruht waren und genug getrunken hatten, haben Matteo und ich angefangen, mit seiner Flasche fangen zu spielen. Es hat nicht lang gedauert, bis Alicia sich zu uns gesellt hat und mitgespielt hat. Janka, Bernd, Dana, Fleur und Timo haben sich nach kurzer Zeit auch zu uns gestellt und mitgespielt. Es war ein sehr simples Spiel aber es hat ziemlich viel Spaß gemacht und es war ein schöner Moment, fast mit allen dort zu stehen und die Flasche durch die Gegend zu werfen :D


Anschließend ging es wieder zur Bühne. Es folgte der Auftritt von Ali B. Er ist wohl ein ziemlich bekannter Rapper hier in den Dutchlands und auch Juror bei The Voice Kids. Auch wenn ich ihn persönlich etwas komisch finde, war der Moment in dem er aufgetreten ist einer der coolsten Momente von heute. Nicht wegen ihm, sondern wegen Matteo. Der hat nämlich endlich die Lust am Tanzen gefunden und er schien sich seine gesamte Energie für Ali B aufgehoben zu haben. Er ist nämlich so richtig wild abgegangen und hat mit uns allen durchgeknallt getanzt und Späße gemacht, wollte gar nicht mehr aufhören. Aber auch Alicia fand es total super und ist ziemlich viel mitgesprungen :)
Nach Ali B waren wir auch dementsprechend fertig und es folgte eine weitere Pause :D dann haben wir uns mal die Zelte und das Programm überall auf dem Platz angeschaut. Sophia hat ein Karussell gesehen und wollte darauf fahren. Sie und die anderen fanden das total super. Während Dana, Fiona, Janka, Bernd, Alicia und Timo in der Silent Disco tanzen waren, bin ich mit Sophia ins "Knutsel" Zelt gegangen. Sie hat sich sehr darüber gefreut, sich hinsetzen und ein Mandala ausmalen zu können. Übrigens ist sie gerade immer mehr am Reden. Wir probieren sie darin zu fordern und zu ermutigen und gerade am Freitag während des Schwimmens hat sie mich mit einem vollständigen Satz mit -für sie schwierige Wörter- überrascht. Das war einfach super!
Alicia kam dann auch zum Mandala ausmalen. Bernd wollte sich gerne schminken lassen, Matteo war nicht sicher und ich hab ihm gesagt, dass ich es auch machen lass, wenn er sich schminken lässt. Dementsprechend hat sich Bernd in ein fancy Monster verwandelt und Matteo hat sich ein Funpop Logo auf den Arm machen lassen. Mein Motiv durfte Matteo aussuchen. Zum Glück hat er sich gegen den Vorschlag der Frau, die geschminkt hat, entschieden. Das wäre nämlich Hello Kitty gewesen. Ich finde Matteos Wahl lässt sich auf jeden Fall sehen.
Timo ist zwischendurch hingefallen und hat von den Sanitätern eine Kuscheltier Eule bekommen. Die fand er so super, dass er sie den ganzen Tag herum getragen hat und mit ihr gespielt und gekuschelt hat (zwischendurch haben die zwei sogar rumgeknutscht). Er hat seine neue Freundin Ali B genannt.
Um 5 Uhr sind wir mit Überraschungszwischenstop McDonalds zurück nach Gouda gefahren.

Als ich nach Hause kam, war mein Haus plötzlich sauber! Meine Kollegin Lina scheint wohl ganz schön gelangweilt gewesen zu sein und hat diese Langeweile in Produktivität umgewandelt. Danke dir!

Hier würde man sagen, dass der Tag echt "vet" war!

Groetjes van Sarah *sing* 



PS.: Ich höre mir "the Kik" gerade auf spotify an, live sind die wesentlich cooler.
Außerdem treffe ich hier sehr viele komische Leute mit sehr komischen Ansichten und so langsam frag ich mich echt, ob das die Holländer sind oder ob ich einfach nur ziemlich viele durchgeknallte Menschen kennen lerne.

Dienstag, 24. Mai 2016

Once upon a time I was told so much...

Once upon a time wurde mir gesagt, das hier wäre eine Gemeinschaft.
Once upon a time wurde mir gesagt, das hier wäre mein zu Hause.

Die Arche macht mich fertig.

Heute habe ich gefragt, ob ich am Ende vom Jahr zusammen mit meiner Mom noch 1-2 Tage länger hier bleiben darf. Mir wurde gesagt, dass ich hier nicht länger als bis zum offiziellen Ende meines IJFD willkommen bin, weil sie nicht möchten, dass meine Negativität an die neuen Freiwilligen über geht. Dass ich ihnen zu viele negative Geschichten aus meinem Jahr erzähle. In dem Moment, in dem sie mir das gesagt haben, haben sie eine weitere negative Geschichte erstellt, die jetzt im Internet steht. Eine der ersten negativen Geschichten, die ich in meinem Blog über die Arche schreibe.

Wir waren als Freiwillige in der Arche von Anfang an nicht willkommen und das sind wir bis heute nicht. Vor allem, weil wir uns nicht ausnehmen lassen wollen und mit uns nicht alles machen lassen.

Freiwillige sein ist nicht einfach, denn man bekommt hier oft das Gefühl, der letzte Dreck zu sein.
Es soll Zeiten gegeben haben, zu denen es hier anders war.
Zeiten, in denen Freiwillige hier eine zweite Familie und ein zweites zu Hause gefunden haben.
Es gibt Freiwillige, die immer wieder gerne auf Besuch zurück kommen.
Keiner von uns wird gerne auf Besuch zurück kommen.

Wie es einem in der Arche geht ist eine Achterbahn, die konstant auf und ab fährt.
Während ich diesen Vergleich ziehe, weiß ich nicht einmal, ob es mir gut geht, wenn ich auf, oder wenn ich ab fahre.

Es macht mich traurig, dass man hier freiwillig arbeitet und dann doch nicht willkommen ist.
Und es tut mir für meine Huisgenoten Leid, dass mein Arbeitsenthusiasmus mit jedem Tag sinkt, das aber absolut nichts mit ihnen zu tun hat.

Ich habe so viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt und mir werden nicht einmal zwei Tage geschenkt.

In 100 Tagen ist es vorbei.

Montag, 16. Mai 2016

Vorurteil: Niederländer / Deutsche können kein Auto fahren

An irgendeinem Punkt in einem Auslandsjahr hat jeder einmal mit einem Bewohner des Landes, in dem man sich gerade befindet, ein Gespräch über Vorurteile, die das jeweils eigene gegenüber dem anderen Land hat.

Niederländer sind Käseköpfe.
Deutsche trinken ständig Bier
(und haben auch riesige Bierflaschen, 0,5 l ist echt viel!).
Niederländer laufen nur in Holzschuhen.
Deutsche tragen Lederhose und Dirndl.
Niederländer rauchen die ganze Zeit Gras.
Deutsche hören nur Schlager.
Niederländer lieben Camping.
Deutsche sind sehr seriös und lachen fast nie.
Niederländer, Fahrräder, Windmühlen und Tulpen gehören einfach zusammen.
Deutsche buddeln Löcher an den niederländischen Stränden.

Aber das aller Wichtigste:
Niederländer fahren schrecklich Auto.
Deutsche fahren schrecklich Auto.

Es war sehr lustig von meiner ehemaligen Mentorin zu erfahren, dass die Niederländer von uns Deutschen genauso wie wir Deutsche von ihnen denken, dass wir nicht Auto fahren könne. Zu schnell, zu langsam, rücksichtslos, was auch immer. Das jeweils andere Land kann es einfach nicht. Aber wie kommt es dann, dass es auf den Straßen im eigenen Land doch irgendwie funktioniert? Nachdem ich inzwischen öfter über niederländische Autobahnen gefahren bin, habe ich eine Theorie entwickelt: wir bekommen das Auto fahren einfach auf unterschiedliche Art und Weise beigebracht.
Wenn man mal die Niederländer auf der Autobahn beobachtet, dann fällt schnell auf: sie blinken einmal und egal von wo man kommt, wie schnell man ist oder generell was man macht, sie wechseln einfach 10 Meter vor uns die Spur und wir müssen erst einmal scharf bremsen, weil wir dachten, dass sie -wie jeder Deutsche auch- noch eben warten bis sie sehen, dass da echt genug Platz ist, um die Spur zu wechseln. Wenn wir Deutsche den Blinker setzten, dann warten wir noch mindestens 10 Minuten, bis wir endlich die Spur wechseln, weil wir sicher gehen müssen, dass hinten, vorne, links und rechts auch bloß jeder gesehen hat, dass wir die Spur wechseln wollen und nicht auf die Idee kommt, uns umzufahren. Ich gehe davon aus, dass uns das Wechseln der Fahrspur in der Fahrschule einfach anders beigebracht wird. Dementsprechend gibt es Missverständnisse, wenn der eine die Spur einfach wechselt oder der andere es angibt und dann erst einmal doch nicht tut.




Was ich aber bis heute nicht verstehe: Man wird hier sehr oft durch Niederländer auf dem Fahrrad mit einem Sicherheitsabstand von MAXIMAL 20 cm überholt! Ich weiß nicht, wie man das Überholen von Fahrrädern hier lernt, aber mir wurde in Deutschland beigebracht MINDESTENS 150 cm Sicherheitsabstand beim Fahrradüberholen einzuhalten! Man bekommt es echt mit der Angst zu tun, wenn man hier von einem Auto überholt wird! Aber Niederländer schaffen es irgendwie auch mit 60 durch mega schmale Straßen, die links und rechts in einem Wassergraben ohne jegliche Abgrenzung münden, zu fahren.


PS.: Idioten, die mit zu hoher Geschwindigkeit durch die Straßen rasen gibt es in jedem Land.







Mittwoch, 11. Mai 2016

Mooi - Schön



Kaum ein Deutscher hat schon jemals ein niederländisches Lied gehört, wenn er nicht gerade für längere Zeit hier gewesen ist.
Deshalb -und auch weil der Songtext so schön ist-, folgt hier eine (freie) Übersetzung des Liedes "Mooi" von Marco Borsato. Wer Lust hat, kann es sich ja mal anhören. Könnte aber durchaus sein, dass das nicht gerade jedermanns Geschmack ist. Nächstes mal folgt ein textmäßig sehr lustiges, sehr niederländisches Lied. Viel Spaß mit der dutch music :D


Wie fällst du in den Schlaf? Wie beginnt dein Tag?
Öffnest du die Augen mit einer Träne oder mit einem Lachen?
Und schaust du dich um, und siehst du dann die Sonne, 
Oder suchst du hinter allem nach dem Schatten auf dem Boden?
Lebst du voor Glück oder stirbst du durch Kummer?
Und fühlt es sich an als eine Wahl oder hast du die Wahl nicht?
Es macht echt nichts aus, ob das die Wahrheit ist oder nicht,
es ist, wie du es siehst.

Wie schön kann das leben sein,
es kommt nur darauf an, wie du es siehst, 
es kommt nur darauf an, was du träumst.
Wie schön ist deine Wirklichkeit, du bist genauso reich, 
so reich wie du dich fühlst.

Weißt du was du hast? Ist der Kreis Rund?
Siehst du was dort steht oder vermisst du einzig was da stand?
Bekommst du was du wilst oder sogar mehr als das, worum du gebeten hast?
Bist du mit dem Wenigsten zufrieden oder ist das Meiste nicht genug?
Bist du vom Schnee erstaunt, vom Rauschen des Windes?
Genießt du die Vögel, genießt du das Lachen eines Kindes?
Kreierst du dein Glück, denn in deinem Inneren endet und beginnt es. 

(Refrain)
so reich wie du dich fühlst

(Refrain)
so reich wie du dich fühlst
so reich wie du dich fühlst


.



Hier nochmal die niederländische Version, klingt wesentlich besser, als die deutsche Übersetzung!


Hoe val je in slaap? Hoe begint je dag?
Open je je ogen met een traan of met een lach
en kijk je om je heen, en zie je dan de zon
Of zoek je achter alles naar de schaduw op de grond
Leef je voor geluk? Of sterf je van verdriet
En voelt dat als een keuze of heb jij die keuze niet
Het maakt niet echt iets uit, of dat de waarheid is of niet
Het is hoe jij het ziet

Hoe mooi kan het leven zijn
Het is maar hoe je kijkt, het is maar wat je droomt
Hoe mooi is jouw werkelijkheid, jij bent net zo rijk
Zo rijk als je je voelt

Weet je wat je hebt? Is de cirkel rond
Zie je wat er staat of enkel wat er stond
Krijg je wat je wilt, of zelfs meer dan wat je vroeg
Ben je tevreden met het minste of is het meeste niet genoeg
Raak je verwonderd van de sneeuw, van het ruizen van de wind
Geniet je van de vogels, van het lachen van een kind
Creëer je je geluk, want binnen in jezelf is waar het eindigt en begint

Hoe mooi kan het leven zijn
Het is maar hoe je kijkt, het is maar wat je droomt
Hoe mooi is jouw werkelijkheid, jij bent net zo rijk
Zo rijk als je je voelt
Zo rijk als je je voelt

Hoe mooi kan het leven zijn
Het is maar hoe je kijkt, het is maar wat je droomt
Hoe mooi is jouw werkelijkheid, jij bent net zo rijk
Zo rijk als je je voelt
Zo rijk als je je voelt
Zo rijk als je je voelt

(source)






Montag, 9. Mai 2016

Koningsdag, Dodenherdenking, Bevrijdingsdag und Erdbeeren

Die Niederländer hatten in den letzten zwei Wochen 3 wichtige Feiertage, die ziemlich dicht aufeinander folgten.


selbst google hat mitgefeiert :D 
Es begann am 27.04. mit dem Koningsdag, dem Geburtstag des Königs Willem Alexander. Ich würde es als eine riesige Geburtstagsfeier bezeichnen, bei der das ganze Land mitgefeiert hat. Ein nationaler Feiertag, an dem viele Menschen frei haben, raus auf die Straße gehen, orange Kleidung oder Accessoires tragen und einfach feiern und gut drauf sind. Wir waren an dem Tag in Amsterdam und es war beeindruckend, dieses orange Meer aus Menschen zu sehen. Viele Kinder haben Stände aufgebaut und Sachen verkauft, denn am Koningsdag verwandelt sich ganz Holland unter anderem in einen riesigen Flohmarkt. Mit normalen Flohmarktständen, aber auch mit Spielen, die angeboten werden. Menschen mit rohen Eiern abwerfen, Dartspiele mit Einsatz und Gewinn, ein -anscheinend auch recht beliebtes- Spiel, bei dem eine Tomate von oben in ein Rohr geworfen wurde und man diese unten mit einem Hammer kaputt schlagen musste, sobald sie heraus kam (das ist wohl schwieriger, als es aussieht), mit Augenbinde Stroopwaffeln, die an einem Seil hängen fischen und vieles Mehr. Tanzaufführungen und Kinder, die etwas vorgesungen oder auf einem Instrument etwas vorgespielt haben, gab es auch massenweise. Die meisten Jugendlichen fand man feiernd in Boten auf den Grachten vor. Ich fand es toll, dass das ganze Land auf der Straße war und jeder einfach gut gelaunt war.

Auf dem Platz vor dem Palast in Amsterdam waren sogar auf winzigstem Raum ein Riesenrad, ein Freefalltower, ein 90 m Kettenkarussell und noch mehr riesige Fahrgeschäfte nebeneinander aufgebaut. Die standen echt so dicht beieinander, ich glaube nicht, dass so etwas in Deutschland jemals erlaubt wäre. Wir haben uns dann aber das Riesenrad für 7 € geleistet und haben uns Amsterdam von oben anschauen können, das hat sich auf jeden Fall gelohnt :)

Am 04.05. war dann "Dodenherdenking". Viel habe ich davon nicht mitbekommen, aber um 20 Uhr gibt es im ganzen Land zwei Schweigeminuten, in denen an die Gefallenen im 2. Weltkrieg erinnert wird.

Passend dazu folgte am 05.05. der "Bevrijdingsdag", also der Befreihungstag. Wieder ein Tag, an dem Geschäfte zu waren und das Land gefeiert hat. Ich hatte an diesem Donnerstag eine Freundin auf Besuch und wir sind zusammen ins Anne Frank Huis gegangen. Wir standen ca. eine Stunde (das ist noch gut, es hätten auch 4 Stunden werden können) in der Reihe vorm Anne Frank Huis an und während wir dort standen, haben Mitarbeiter des Anne Frank Huis Erdbeeren an die wartenden Menschen verteilt. Als wir dann am Eingang waren, konnte man auf einem Zettel im Fenster lesen, warum wir die Erdbeeren bekommen hatten: Da die Niederländer an diesem Tag die Freiheit feierten, wollten sie an den glücklichen Tag in Anne Franks Tagebuch zurück denken, an dem es die Helfer geschafft haben, den Untergetauchten Erdbeeren zu bringen. Anne schrieb, dass beim Putzen und aussortieren der Erdbeeren mehr in den Mund, als in den Eimer ging. An diesen glücklichen Tag wollte das Anne Frank Huis mit der Ausgabe der Erdbeeren zurück erinnern. Ich empfand das als eine sehr schöne Geste.

Wir waren an dem Tag auch im Tulpenmuseum, wo man mehr über die Geschichte der Tulpen erfahren hat. Das war sehr interessant, aber schockierend war zu erfahren, dass es einen Zeitpunkt gab, zu dem so manch ein Niederländer mehr für die Blumenzwiebel einer "ganz besonderen" Tulpe bezahlt hat, als für ein Haus!




Montag, 25. April 2016

Sophia und Sarah allein zu Haus + leben am Arbeitsplatz.

deutsches Stockbrot am Lagerfeuer
im Garten des Waterput *-*
Vorgestern waren Sophia und ich allein zu Hause, weil sie auf "Vakantie" (Ferien) mit dem Klub gegangen ist und deshalb nicht arbeiten musste und um 13 Uhr erst vom Taxi abgeholt wurde. Leider konnte ich dann nicht mit schwimmen gehen, aber das war in Ordnung, denn Sophia und ich hatten zu Hause jeden Menge Spaß. Sie durfte ausschlafen und nachdem wir zusammen gefrühstückt haben und ich ihr im Bad geholfen hab, wollte sie gerne eine DVD mit einem Konzert von Jan Smit schauen. Wir hatten noch genug Zeit, bis das Taxi kam, also hab ich ihr die DVD eingelegt. Außer Felix und seinem Freiwilligen, der jeden Freitag kommt, um mit ihm spazieren zu gehen, war niemand mehr im Haus. Sobald wir dann alleine waren, hat Sophia gefragt, ob sie den Fernseher lauter stellen darf. Selbstverständlich! Sie ist dann aufgestanden und hat angefangen zu tanzen. Ich hab den TV noch lauter gestellt und hab natürlich mitgetanzt. Denn es macht einfach zu viel Spaß mit ihr in einer Polonaise durch unseren Wohnraum zu tanzen. Sie ist immer ein ganz anderer Mensch, wenn sie tanzt. Macht Bewegungen, die man so nicht von ihr erwarten würde, sie schreit vor Freude durch das Haus und es macht unglaublich viel Spaß, diese Momente mit ihr zu teilen. So sind wir so lange, bis wir nicht mehr konnten fröhlich durch unseren Wohnraum gehüpft :)

Vorige Woche (meine Wortwahl passt sich gerade immer mehr dem niederländischen an) wollte Maja zusammen mit Lisa UND Felix spazieren gehen. Ich hatte frei und Melinda würde mit den anderen zwei Huisgenoten zu Hause bleiben, weil Matteo keine Lust hatte, raus zu gehen. Ich saß gerade am Tisch und habe zu Mittag gegessen, während Lisa schon für draußen angezogen war und Maja beschäftigt war, Felix noch fertig zu machen. Lisa hatte aber keine Lust zu warten und plötzlich konnte ich beobachten, wie sie draußen in Felix Rollstuhl am Fenster vorbei fuhr (sie hat sich einfach rein gesetzt und durch Schaukelbewegungen hat sie sich selbst anschubsend nach vorne bewegt), während keiner ahnte, dass sie bereits das Haus verlassen hatte :D Das wahr eine ziemlich lustige Scene, fast wie im Film. Natürlich haben wir sie dann wieder rein geholt und sie ist nicht verloren gegangen.

Mal ein paar Worte zu den Downsides vom Leben in der Arche:
wir haben ein super süßes Café hier in Gouda gefunden
Zusammen mit Menschen mit Behinderung wohnen, leben und arbeiten ist schwer, das ist keine Frage, aber es ist vor allem schön und eine unglaubliche Erfahrung, für die ich dankbar bin. Viel schwieriger gestaltet sich dahingegen das Wohnen am Arbeitsplatz der Assistenten. Das liegt daran, dass kaum einer dieses Haus hier auch als Wohnhaus wahrnimmt, sondern viel eher als Arbeitsplatz. Dementsprechend wird schlecht mit unseren Möbeln, Küchengeräten, Waschmaschine etc umgegangen und es ist nicht schlimm, wenn das Haus dreckig ist, weil die Assistenten hier ja nicht wohnen müssen und nach einigen Stunden wieder in ihr eigenes zu Hause gehen. Im Prinzip ist es ein endloser Prozess, den Menschen die hier arbeiten beizubringen, dass das Haus, das sie -wenn sie arbeiten- mitbenutzen auch geputzt werden muss. Man hat aber auch keine Lust, seinen Kollegen jede Sekunde sagen zu müssen, wie sie ihre Arbeit machen sollen. Dass nach 22 Uhr Nachtruhe herrscht und sie nicht noch lautstark im Büro direkt unter meinem Schlafzimmer telefonieren sollen, oder die Treppen nach oben oder unten trampeln oder Türen zuschlagen.
Krank sein ist auch nicht einfach. Wenn es einem dann gerade einen Tag besser geht und man noch zu Hause bleibt, um sich noch einen Tag auszuruhen, weil man seinem Körper noch mal eine Pause gönnen möchte, rennen dort immer die Kollegen rum, die sich darüber wundern, dass man noch nicht wieder arbeitet.
Und manchmal kommt es mir schon so ein bisschen vor, in einem Bürokomplex zu arbeiten. Ständig fremde Leute in meinem Wohnzimmer oder Kollegen, die mich komisch anschauen, wenn ich an meinem freien Tag "zu lange" geschlafen habe, während sie schon seit 6.30 Uhr wach sind.
Mittlerweile gibt es aber tatsächlich ein paar mehr Assistenten, die verstehen, dass wir hier wohnen aber bis zu dem Moment, an dem das jeder versteht ist es noch ein sehr, sehr langer weg. 4 Monate hab ich noch :D
die Nachbarskatze hat es sich auf dem frisch
 gereinigten Teppich bequem gemacht :) 
Anstrengend sind aber auch die Eltern der Huisgenoten, die glauben sich hier ziemlich viel erlauben zu können. Vor 2 Wochen hat der Vater einer Huisgenotin die geniale Idee gehabt, seine Tochter zu besuchen, sich nicht vorher anzumelden und dann einfach durch den Garten durch die Hintertür hereinzuspazieren. Er darf gerne seine Tochter besuchen, aber wenn er seine Tochter in der Arche leben lässt, dann sollte er verstehen, dass hier auch andere Menschen sind und dass es extremst respektlos und unhöflich ist, einfach mal eben durch die Hintertür herein zu kommen. Wozu gibt es eine Klingel an der Haustür!? Ich finde ja schon, dass das ein Eingriff in die Privatsphäre ist. Hauptsächlich die aller anderen Bewohner diesen Hauses, aber irgendwo auch in die seiner Tochter. Was denkt er sich denn dabei, einfach hintenrum rein zu kommen und dann plötzlich in unserer Küche zu stehen?

Das waren genug Downsides für heute.

Seit ich hier ein paar Monate bin, habe ich immer mal wieder Tage, an denen ich total Lust auf deutschsprachige Musik habe (und ja, in Deutschland GIBT es deutschsprachige Musik, ich wurde nämlich gefragt, ob wir so etwas überhaupt haben und wie es denn um google steht, ob es bei un google gibt :D). Jetzt habe ich mir eine durchgeknallte Playlist mit steinalten deutschen Liedern zusammen gesetzt.
Mittlerweile habe ich auch ein paar niederländische Lieder gefunden, die mir gefallen. Meistens hören wir hier aber irgendwelche schrecklichen niederländischen Schlager ODER den ganzen Tag lang Musik von der Boyband "Nick and Simon", weil das unsere Huisgenoten total toll finden.


Meine Kollegin Mariposa (die mich für diesen Decknamen hasst ;P) und ich haben hier noch ein wundervoll langweiliges Video für euch. Albert Hijn (Supermarkt) hat nämlich vor einiger Zeit "Moestuintjes" (Gemüsegärtchen, wörtlich übersetzt "Breigärtchen") verschenkt. AH hat die Erde dafür winzig klein zusammen gepresst und wenn man Wasser hinzugefügt hat, hat sie sich ausgebreitet und dieses kleine Erdwürfelchen ist gewachsen. Wir waren davon wahrscheinlich begeisterter, als jedes kleine Kind, deshalb haben wir auch dieses wundervolle Video davon gemacht.

Der Rucola ist sogar schon gewachsen und beim Basilikum sieht man auch schon winzig kleine Pflänzchen *-* winzig heißt auf holländisch übrigens "piepklein". Ich finde, dass das ein sehr süßes Wort ist.


o.O Marshmallows???
Heute Abend haben wir mit einer Mitfreiwilligen aus Amsterdam ein Lagerfeuer mit Stockbrot, Würstchen und Marshmallows gemacht. Ein weiterer Funfact zur niederländischen Sprache:
1. das niederländische Wort "Stokbrood" bedeutet auf deutsch "Baguette"
2. ich weiß nicht, ob Lidl da einen Fehler gemacht hat, oder ob sie hier Mini Schokoküsse echt als "Marshmallows" bezeichnen. Aber keine Angst, wir haben keine Schaumküsse auf Stöcke gesteckt und gegrillt, wir haben tatsächliche Marshmallows benutzt.


Sonntag, 10. April 2016

Lekker weer, lekker eten :D

Hier bin ich wieder mit neuen Geschichten aus dem Waterput.

Beginnen wir mit etwas Banalem, das hier nicht zum ersten Mal passiert ist. Im Waterput, aber auch im Manna, werden regelmäßig Klamotten vertauscht. So hat Felix vor einigen Wochen morgens plötzlich Melindas Pullover angehabt. Ich persönlich hab seid einiger Zeit meine neuen Socken vermisst. Heute habe ich sie in Sophias Kleiderschrank gefunden, man hat sogar schon ihren Namen in meine Socken eingenäht, dass die Socken auch ja nicht mit denen von jemand anderem Verwechselt werden. Nächstes mal wäre es schön, wenn ihr meinen Namen in diese Socke einnähen würdet ;P

Seit vorletzter Woche habe ich mit Matteo ein cooles neues Ritual. Er war beim Mundhygienist und es stellte sich heraus, dass er nicht ordentlich Zähne putzt. Also müssen wir seit neustem zuschauen, dass er langsam und ordentlich und auch lang genug putzt. Das erste mal, dass ich zugeschaut habe, habe ich mein Handy genommen und den Timer auf 3 Minuten gestellt. Nach drei Minuten ist der Alarm los gegangen und Matteo wusste, dass er nun aufhören durfte. Er steht auf Technikschnikschnak und gleichzeitig hatte die Sache mit dem Handy den Effekt, dass er keinen Raum zum Diskutieren hatte, ob er jetzt schon aufhören dürfe, oder nicht. Matteo fand meinen Alarm nach den 3 Minuten ziemlich cool und so entwickelte es sich, dass wir jetzt jeden Abend oder Morgen, wenn ich mit ihm Zähne geputzt habe, bei der netten "Musik", die nach den 3 Minuten ertönt, eine Runde durch sein Zimmer tanzen, während er noch seine Zahnbürste in der Hand hat. Das macht ziemlich viel Spaß und ist eine coole Art und weiße, ihm die "Kontrolle" nicht als etwas im Sinne von "ich weiß es besser, als du", sondern als eine nette Sache, die man zu zweit macht, nahe zu bringen (=

Sonntag letzter Woche war hier in Gouda ein wunderschöner, sonniger Frühlingstag mit bestimmt 20 Grad in der Sonne. Ich hab den Morgen auf dem coolen Baum in unserem Garten verbracht und gechillt. Der Baum ist echt awesome und wenn man hoch genug klettert, kann man ziemlich weit gucken *-*
Als ich zwischendurch im Haus war, hat Sophia mich gefragt, ob wir heute Abend zusammen kochen würden. Sie hätte gerne etwas Spezielles aus einem ihrer Kochheftchen gekocht, aber leider hatten wir nicht alle Zutaten da, also haben wir beschlossen, Abends zusammen Pfannkuchen zu essen. Als wir dann zusammen gekocht haben und sie fertig damit war, das Gemüse zu schneiden, ist sie plötzlich völlig enthusiastisch nach draußen gegangen, hat den Ball, der im Garten lag gepackt, und wollte mit mir zusammen Fußball spielen. Das hat sie noch nie vorher getan, mich von sich aus gefragt, ob wir zusammen eine sportliche Aktivität ausführen! Es stand also außer Frage, das Essenkochen kurz zu unterbrechen und draußen im Sonnenschein mit ihr zusammen Fußball zu spielen. Und ich bereue es keinste Sekunde, das mit ihr gemacht zu haben! Ich habe Sophia seit ich hier bin nie so energetisch gesehen! Sie war so unglaublich gut drauf, hat sich beim Kicken richtig ins Zeug gelegt und immer wieder gejubelt, als hätte sie bei der WM ein Tor geschossen! Es hat so viel Spaß gemacht, mit ihr Fußball zu spielen und diesen kurzen Moment der Verwandlung von einer jungen Frau, die eigentlich träge und faul und den ganzen Tag nichts tut, außer auf dem Sofa zu sitzen, zu sehen! Das sind die schönen Momente in der Arche, die man in Erinnerung behalten muss. Sie war einfach so unglaublich glücklich in diesem Moment. Ich glaube die Niederlanden sind dieses Jahr doch bei der EM dabei! Sie war auch den ganzen Abend lang noch super gut drauf und hat Fragen direkt und ohne zu zögern beantwortet. Normalerweise würde sie es nicht einmal mitbekommen, dass man gerade mit ihr redete. Wir haben uns Abends dann aber auch ein richtiges Festmahl gezaubert. Wir haben draußen auf der Terrasse gegessen und hatten Pfannkuchen mit jede Menge leckeren Beilagen, es war ein fantastischer Tag!

Gestern waren eine Kollegin, Melinda, Sophia, Felix, Janka und noch zwei Huisgenoten (Wen und Runa) aus Manna und ich im Tiergarten Blijdorp in Rotterdam. Das war ziemlich cool und es hat echt Spaß gemacht, am Wochenende auch mal etwas anderes zu machen, als zu Hause auf dem Sofa zu sitzen. Wir hatten sogar das Glück, dass es nicht geregnet hat :) besonders schön war es, Runa zu sehen. Normalerweise ist sie ziemlich schlecht drauf und echt zickig (sie ist noch in der Pubertät) wenn ich sie sehe, oder wir freitags zusammen schwimmen sind. Im Tiergarten war sie total glücklich und hat ganz viel gelacht und Witze mit uns gemacht. Außerdem haben sie dort Kinderschminken angeboten, Runa hat sich als Gorilla und Wen als Giraffe schminken lassen, das sah ziemlich cool aus und es war total lustig mit einem Gorilla und einer Giraffe durch den Tiergarten zu laufen. Es war allgemein ein echt schöner Tag.

Heute war ich das erste Mal mit Lisa spazieren. Sie saß im Rollstuhl und ich habe geschoben und anfangs ging auch alles gut aber so erfolgreich war es dann doch nicht. Eigentlich darf ich nicht mit ihr alleine arbeiten, aber sie musste echt raus an die frische Luft, um ein bisschen runter zu kommen und ruhiger zu werden. Außerdem hatte Felix heute morgen einen angeschwollenen Fuß und die Assistentin hat ein bisschen Luft gebraucht, um das mit dem Fuß von Felix zu klären. Also bin ich mit Lisa raus, hab mich aber später echt über die Assistentin geärgert, weil sie mich einfach weggeschickt hat, ohne mir ordentliche Hilfestellungen oder Tips zu geben, was ich beachten muss und das OBWOHL ich sie vorher nochmal gefragt habe. Anfangs war auch alles gut und ich hab echt gemerkt, wie Lisa mit der Zeit ruhiger wurde, aber dann hat sie sich einen ihrer Handschuhe ausgezogen, weil er nicht fest genug war, aber dann wollte sie ihn wieder anhaben. Eigentlich kein Problem, ich hab ihr den Handschuh angezogen, jedoch lassen die Handschuhe sich leicht wieder ausziehen, wenn man sie nicht noch mit etwas Klebeband befestigend umwickelt. Ich dachte, ich ziehe ihn ihr einfach ohne Klebeband an, aber es gehört zu Lisas Routine, dass der Handschuh mit Klebeband umwickelt wird, also hat sie ihn immer wieder ausgezogen, weil sie nicht verstanden hat, dass da kein Klebeband drum ist, wollte ihn aber trotzdem sofort wieder -ordentlich- anziehen. Da ich kein Klebeband dabei hatte, wurde sie immer unruhiger und ich war auch leicht gestresst, weil ich nicht genau wusste, was ich machen sollte und so war das Spazieren gehen für uns beide eher kontraproduktiv. Also habe ich heute beschlossen, neue Dinge mit Lisa nur noch zu machen, wenn ich vorher ordentlich eingearbeitet werde und mir gesagt wird, was ich in welchem Fall machen soll und was wichtig ist zu wissen. Denn wenn ich Dinge nicht weiß, werde ich im Umgang mit ihr unsicher und ich bin mir sicher, dass sie das spürt und ihr das nicht gerade hilft.
Außerdem kann sie auch epileptische Anfälle bekommen und ich hab gefragt, was ich in solch einem Fall tun soll. Alles, was mir von der Assistentin gesagt wurde, war "mich anrufen". Hilfreich war das nun echt nicht.


Heute Abend habe ich wieder mit Sophia gekocht, sie hat mich schon gestern gefragt, ob wir heute zusammen kochen. Zwischendurch war sie im Wohnzimmer und hat einfach mal angefangen zu tanzen, also habe ich mit ihr mitgetanzt. Sie ist in letzer Zeit echt aktiver und energetischer als sonst, das freut mich total :)

Und noch ganz wichtig: ich habe mir heute Lilien und noch andere Blumen und ein paar Kräuter in den Garten gepflanzt. Mal schauen, ob ich noch ein paar Tomatensträucher bekommen kann und dann Tomätchen pflanzen kann *-*

Zu guter Letzt noch eine Wortschatzerweiterung: Dachziegeln heißen auf niederländisch "dakpannen" und das wörtlich übersetzt bedeutet "Dachpfannen". Ich fand es sehr lustig, mir dieses Wort bildlich vorzustellen ;D

Dienstag, 29. März 2016

Ik ben terug!

Hallo ihr Lieben,

ich habe es tatsächlich zurück in die Arche geschafft. Es hat viel Überwindung gekostet und obwohl die vergangenen 6 Monate nicht gerade die Schönsten meines Lebens waren, wollte ich es noch einmal probieren. Vernünftige Gründe habe ich dafür nicht, aber Fakt ist: hier bin ich wieder und ich kann euch schon gleich von einer niederländischen Kuriosität berichten. Aber dazu komme ich etwas später in dem neuen Eintrag.

Es war tatsächlich nicht nur schwer, sondern auch schön zurück zu kommen, weil sich durchaus einige Menschen gefreut haben, besonders aber meine Huisgenoten. Felix, Sophia und Matteo haben mir super süße Bilder gemalt und die habe ich an meiner Tür geklebt vorgefunden, als ich zurück kam.
Tatsächlich habe ich in den vergangen Monaten zu Matteo eine sehr schöne Bindung aufgebaut. Ich habe echt gemerkt, dass es mit besseren Niederländisch-Kenntnissen definitiv einfacherer ist, mit ihm eine Beziehung aufzubauen, da unsere Begegnungen hauptsächlich auf dem Reden miteinander basieren. Wir machen ganz oft "afspraaken" (Termine) miteinander, wo wir entweder zusammen joggen gehen, oder neue Termine machen, oder über Israel (weil ich mit Janka, Melinda und einer weiteren Freundin aus Amsterdam im Januar die Freiwilligen in Israel besucht habe), Deutschland, Harry Potter oder sonstige Themen, die ihn gerade interessieren, reden. Matteo selbst sind diese Afspraaken sehr wichtig, weil er sich selbst dann wichtig fühlt, aber gleichzeitig auch, weil er merkt, dass da jemand ist, der sich Zeit für ihn nimmt, um ihm Dinge zu erklären oder irgendwas mit ihm zu besprechen. Ich finde es schön, ihm das Gefühl zu geben, dass es jemanden gibt, der sich für ihn interessiert. Besonders, weil hier alle immer so beschäftigt sind und die meiste Aufmerksamkeit auf Felix und Lisa liegt, weil die zwei einfach wissen, wie sie sich die Aufmerksamkeit nehmen können und ihre Wege haben, um diese auch auf jeden Fall zu bekommen. Klar, Matteo hat auch seine Wege, aber er ist leider nicht so "Erfolgreich", wie das mit den anderen beiden der Fall ist. Gleichzeitig merke ich, wie er mir immer mehr vertraut und sich mir in letzter Zeit immer mal wieder anvertraut. Denn eigentlich ist Matteo jemand, der allem und jedem gefallen möchte und sich nie über etwas beklagen würde, aber manchmal, ganz selten, hat er Momente, in dem er seine wahren Gefühle doch zeigt und doch mal sagt, wie es ihm tatsächlich geht und was er tatsächlich denkt.

Kurzer Bericht zu meinen Huisgenoten, wirklich viel gearbeitet habe ich noch nicht, weil ich die Woche über noch Freunde da hatte und dementsprechend auch noch ein paar Tage frei hatte. Sie waren auch bei dem Abschiedsfest meiner Mentorin und coolsten Kollegin dabei (echt schade, dass sie jetzt nicht mehr hier ist) und es war sehr beeindruckend, wie mein Patenkind von 7 Jahren auf die Menschen mit Behinderung reagiert hatte. Nach anfänglicher Schüchternheit, weil alles neu und fremd war und er niemanden kannte (es waren schon einige Menschen da), war er total offen und hatte keinerlei Berührungsängste. Natürlich hat er -wie eben jedes Kind- viele Fragen gestellt, aber er hatte im Umgang mit den Huisgenoten absolut kein Problem. Das ist das tolle an Kindern, sie haben eine so andere Sicht auf die Welt, als wir als Erwachsene. Und meistens verurteilen sie einen genauso wenig, wie es die Menschen mit Behinderung tuen würden. Eine der Fragen von meinem Patenkind bezog sich darauf, dass Felix mir, als er mich wieder gesehen hat zur Begrüßung 10 Küsschen gegeben hat und dann ganz oft erzählte, er habe mir zur Begrüßung 8 Küsschen gegeben hat. Mein Patenkind wollte wissen, warum er sagte, dass es 8 Küsschen waren, wo es doch in wirlichkeit 10 waren. Ich erklärte ihm, dass Felix körperlich zwar ein 73 jähriger Mann war, im Kopf aber erst etwa 4 Jahre alt war und deshalb nicht verstehen würde, dass es mehr als 8 Küsschen waren. Die Antwort meines Patenkindes daraufhin fand ich ziemlich cool: "Coooool, dann lebt Felix ja noch ganz schön lange!". Allgemein war er ein sehr großer Fan von Felix und wollte immer wieder zu ihm gehen und Hallo sagen oder irgendwas mit ihm reden.

Donnerstag letzter Woche waren wir zusammen im Schwimmbad in Den Haag. Und nun folgt die holländische Kuriosität: Mein Patenkind ist 7 Jahre alt, schwimmt seit mindestens 3 Jahren ohne Schwimmflügel im Schwimmbad und im Meer und er hat das Seepferdchen. Dennoch erlaubt ihm der niederländische Gesetzgeber -und dementsprechend auch die niederländischen Bademeister- nicht, ohne Schwimmflügel ins Wasser zu gehen. Warum? Weil er kein niederländisches Schwimmdiplom hat. Wir haben echt alles probiert, dass er nicht mit Schwimmflügeln ins Wasser muss, aber keine Chance! Gesetz ist Gesetz. Nicht einmal ins Babybecken durfte er ohne Schwimmflügel, weil er ja ins "Große" Becken (1,20 m tief) rennen könnte und in Panik geraten könnte und dann ertrinken könnte *lach*. Deshalb: Schwimmflügelpflicht für 7 jährige Jungen ohne Schwimmdiplom. Tauchen war auch nicht erlaubt.Für niemanden. Zu gefährlich. Wir durften ihn auch keine 10 Sekunden aus den Augen lassen, ohne dass der Bademeister uns ermahnt hat, er könnte ja trotz seiner 7 Jahren und Schwimmflügeln unter gehen. In einem der Becken war ein Strudel, natürlich war dann in dem Becken selbst eine Trennwand, ganz normal, wie man das im Schwimmbad eben so kennt, da durfte man aber auch nicht drüber klettern. Regeln und Sicherheit schön und gut und klar anderes Land, andere Sitten, aber ich habe mich dann doch echt fragen müssen, ob niederländische Kinder in Schwimmbädern überhaupt Spaß haben dürfen und wie sie dann schlussendlich Spaß haben, wenn sie kaum etwas machen dürfen und kaum Freiheiten haben. Ich fand es schon krass, dass man in einem normalen Schwimmbad nicht einmal tauchen durfte!
Noch ironischer werden all diese Schwimmregeln, wenn man bedenkt, dass niederländische Kinder -egal welchen Alters- auf dem Fahrrad nie einen Helm tragen müssen. Da werden Babys und Kleinkinder ohne Helm auf dem Fahrrad transportiert, das ist kein Problem, aber schwimmen ohne Schimmflügel und mit dem Kopf unters Wasser tauchen... DAS geht gar nicht!

Immerhin habe ich an dem Tag ein weiteres Wort meinem niederländischen Wortschatz hinzufügen können. Schwimmflügel auf niederländisch heißt "zwemmvlinders" und wörtlich übersetzt heißt das "Schwimmschmetterlinge". Mal wieder ein sehr süßes Wort, das mir da über den Weg gelaufen ist (=


Mein Patenkind nannte es "Klippenspringen" in Scheveningen :D


So das war's dann für heute. Ich melde mich spätestens in einem Monat wieder.

Groetjes,

Sarah



PS.: der Blogeintrag ist nicht absolut als Angriff gegenüber des niederländischen Systems zu sehen, man wird hier seine Gründe haben, es wundert mich lediglich, weil ich es als Deutsche anders kenne und anders gewohnt bin

Mittwoch, 24. Februar 2016

I'm coming Home

"I'm coming home
I'm coming home
Tell the world that I'm coming home
Let the rain wash away all the pain of yesterday."

Liebe Leute,

natürlich ist euch nicht entgangen, dass ich in den letzten Monaten nichts mehr geschrieben habe. Das liegt -unter anderem- daran, dass hier ganz schön viel schief gelaufen ist. Ich werde nun nach Hause gehen und eine Pause von der Arche nehmen. Ich hoffe in etwa einem Monat zurück zu kommen, dass wir hier dann gemeinsam etwas an der -zu diesem Zeitpunkt nicht gerade schönen- Situation für uns Freiwillige ändern können und ich der Arche mit einem neuen, besseren Gefühl begegnen kann. Ich hoffe, euch dann auch wieder schöne Geschichten erzählen zu können.

Viele liebe Grüße

Sarah